Buchrezension zu Roter Herbst in Chortitza von Tim Tichatzki (Brunnen Verlag)

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Inhalt:

In den bewegenden Roman Roter Herbst in Chortitza, nach einer wahren Geschichte, geht es um die zwei Freunde Willi und Maxim, die in dem Bürgerkrieg des zerfallenen Zarenreichs viele Rückschläge erleiden müssen. So trennen sich die Wege der zwei. Willi gehört zu den Mennoiten und wurde in dem Glauben erzogen, dass Gewalt keine Lösung ist. Maxim schlägt sich durch einen starken Verlust auf die Seite des Regimes. Beide Männer erleben im Laufe der Jahre sehr schlimme Zeiten und würden nie erwarten sich jemals wieder zu sehen. Doch was hält das Schicksal der beiden noch für sie bereit? Auch wird hier ein wahres Stück Familiengeschichte erzählt in der einer Zeit der Menschen ums Überleben kämpfen mussten.

Meine Meinung:

Handlung:

Es beginnt in dem Buch im Jahre 1919 in Osterwick (Ukraine). Die beiden Freunde Willi und Maxim streifen durch das Dorf und entdecken dabei eine Waffe, Willi der zum friedlichen Leben erzogen worden ist, ist erschrocken und möchte damit nichts zu tun haben. Maxim hingegen ist begeistert und würde das Maschinengewehr am liebsten mitnehmen.

Als es dann in dem Dorf zum Bürgerkrieg kommt und die Tschekisten das Dorf überfallen müssen beide ums Überleben kämpfen und ihre Wege trennen sich. Im Laufe der Jahre werden wir von beiden ihre Sichtweise und ihr Schicksal verfolgen. Dies hat der Autor auch in verschiedene Abschnitte untergliedert. So verfolgen wir die Geschehnisse von 1919 bis ins Jahr 1947 und erleben mit beiden Jahre von Krieg, Verfolgungen, Demütigungen, Angst und Schrecken. Willi und Maxim würden nie daran denken, dass sich ihre Wege jemals wieder kreuzen würden.

Charaktere:

Willi ist ein sehr liebevoller und anständiger Mensch. Da er auch sehr gläubig erzogen worden ist, muss er im Laufe der Kriegsjahre viele Rückschläge einnehmen und er zweifelt auch manchmal an seinen Glauben. Zu jeder Zeit konnte ich mit Willi mitfühlen und auch seine Entscheidungen und Gefühle verstehen.

Maxim ist dagegen eher ein sehr eigensinniger Charakter und kann durch seine Schicksalsschläge die Welt nicht mehr verstehen und verändert sich im Laufe der Jahre sehr zum Negativen. Doch durch seine Sichtweisen konnte ich ihn doch teilweise schon verstehen.

Willis Frau und seine Kinder sind auch so gut beschrieben worden und vor allem Greta ist mir in diesem Buch sehr ans Herz gewachsen. Das sie schon sehr jung lernen musste erwachsen zu werden und Verantwortung für ihre Familie zu tragen ist einfach nur der Wahnsinn. Sie ist eine sehr starke Frau und man kann vor ihr nur den Hut ziehen.

Aber auch Maxims Freunde und Bekanntschaften im Laufe der Geschichte sind alle sehr glaubwürdig rüber gekommen und alle hatten ihre Persönlichkeit.

Ich kann hier einfach nur sagen, dass alle Charaktere super gut beschrieben worden sind und ich in der Geschichte richtig gefangen war.

Setting:

Wir werden innerhalb der Geschichte an verschiedenen Orten gebracht. Anfang sind wir in Osterwick, später auch mal in Moskau. Aber auch kleinere Orte in der Ukraine und Russland. Auch in Deutschland werden wir geführt. Hier kann ich auch nur positives berichten. Alles ist sehr gut beschrieben worden und man kann sich jeden Ort bildlich gut vorstellen.

Schreibstil:

Tim Tichatzki hat es geschafft mich mit dieser Geschichte zu fesseln. Da ich noch keine Biografien gelesen habe und auch noch nichts zu diesen Thema, war ich anfangs etwas skeptisch ob mir sowas gefällt.

Doch schon die ersten Seiten hatten mich in ihren Bann gefesselt. Der Autor hat es total überzeugend und spannend geschrieben und auch die Beschreibung von Leid und Angst in dieser Zeit ist einfach nur wahnsinnig gut rüber gekommen. Auch die kleinen Freuden im Buch haben mich so glücklich gemacht. Ein sehr guter fesselnder, packender und spannender Schreibstil.

Cover:

Es ist auf dem Cover ein Junge in Mantel und Hut abgebilter. Auf der Mauer sehen wir die erste  Flagge der Sowjetunion. Ich finde dieses Cover für die bedrückende Geschichte sehr passend weil sie auch etwas düsteres und trauriges aufzeigt.

Mein Fazit:

Hier kann ich einfach nur sagen, dass dieses Buch eine absolute Empfehlung ist. Auch wer vielleicht solche Geschichten nicht liest, sollte unbedingt dieses hier lesen. Sie ist so bewegend und traurig und man sieht mal wieder wie schlimm diese Zeit war. Welche Hürden und Ängste diese Menschen damals durchstehen mussten und auch das man schnell das Vertrauen in die Menschheit und den Glauben verliert. Aber auch, dass man nicht aufgeben darf und weiter stark bleiben muss. Ich kann und werde hier 5 von 5 Sternen vergeben und jeden dieses Buch empfehlen. Einfach nur wow.

Ich möchte hier auch ein Zitat im Buch mit einbringen, das mir die Tränen in die Augen geschossen hat.

Diese Aussage kommt von einem fremden Bauern den Willi auf der Reise begegnet. Und gegenüber Fremden sehr misstrauisch geworden ist aber er dennoch jeden der sich auf seinen Hof verirrt, wie einen Menschen behandeln will. Willi entgegnet dabei dass dies doch in dieser Zeit sehr gefährlich sei. Und der Bauer daraufhin: „Ja, das ist es. Und vielleicht bringt mich das schneller ins Grab, als mir lieb ist. Aber wenigstens sterbe ich dann mit einem Rest Würde und Anstand. Oder hast du eine bessere Idee, wie man sich in einer Welt verhalten soll, in der Gastfreundschaft und Menschlichkeit lebensgefährliche Tugenden geworden sind? Sollte ich deshalb davon ablassen?“. (Seite 370)

Lasst diese paar Sätze auf euch wirken…

Ein rieses großes Dankeschön an den Brunnen Verlag, die mir dieses tolle Buch als Rezensionsexemplar zukommen lassen haben. Vielen, vielen Dank an diese Stelle!

Randinformationen:

456 Buchseiten, UVP: 22,00€ Hardcover.

Weiterführende Links:

Besuche hier doch mal den Verlag

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